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Bill Wyman's Rhythm Kings am 12. April 2000 in Krefeld

Berichte und mehr ...

 

Catch A Falling Stone !

Setlist

Bericht von der Empore

 

Catch A Falling Stone !

 

 


Man hat ja während der letzten 30 Jahre auf Konzerten schon viel erlebt,
aber sowas wie gestern abend in Krefeld ist mir auch noch nicht passiert.



Fangen wir vorne an: Das Konzert fand statt in der Radrennbahn selber, der
Raum sah aus wie ein Café, in dem man vom Stress des Wettens sich erholen
kann. Oben gab es eine Galerie, insgesamt machte der Raum aber den Eindruck
eines Cafés der gehobenen Kategorie. An einer Seite der Halle hatte man
etwas erhöht eine Bühne aufgebaut, die sich unter der Last der Instrumente
bog. Vor den Monitoren war eine Reihe Tische aufgestellt, schön mit Deckchen
und Aschenbechern versehen. Direkt davor stand das Publikum. Abstand zur
Bühne also etwa ein Meter.

Vor der Halle hatte ich schon Bernd getroffen, den ich, seitdem er in
Gelsenkirchen meine Schwiegermutter in die erste Reihe gelassen hatte, damit
er besser aus der zweiten Reihe fotografieren konnte, fast auf jedem Konzert
wieder gesehen hatte. Gegen 19.15 Uhr wurde die Tür geöffnet, ohne Hast und Eile
konnten wir eintreten. Ich habe mich erst einmal mit den Bootleg Kings, einem
Programm (Dieter Hoffmann's Basement News werden auf Seite 3 gefeatured!) und
noch ein paar Sachen von Georgie Fame versorgt. Trotzdem konnten wir ohne
Eile ganz nach vorne, erste Reihe, Mitte, direkt vor die mittlere
Monitorbox.

Zu diesem Zeitpunkt war die Vorgruppe immer noch beim Soundcheck. Hier ein
paar Probleme, dort kein Sound auf dem Monitor, Akustikgitarre geht nicht
usw. Das hielt so bis 19.50 Uhr an. Als Unterhaltung ganz nett, da man denen auch
ein paar Worte aus dem Publikum zurufen konnte und die drauf
eingingen. Die Bühne war proppevoll mit Equipment, da auch die Sachen der
Rhythm Kings schon aufgebaut waren. Vielleicht war die Bühne 60 qm groß,
mehr aber nicht. Gegen 20.15 Uhr hat die Vorgruppe, deren Namen ich nicht
mitbekommen habe, dann angefangen, nichts besonderes, Country und Poprock, sieben
Mann und eine Frau. Als Einheizer geeignet, mehr nicht. Das Publikum ging sehr
gut mit. Wieviel Leute da waren, weiß ich nicht, meine Karte hat die Nummer
2010, an der Halle gekauft und da waren noch mehr Leute, die dort kauften.
Also gehen wir mal von ungefähr 2000 Leuten aus. Aber was macht das schon, wenn
die alle hinter einem stehen. ;-)

Vorne wurde es langsam etwas enger, aber nicht bedrohlich, das hatten wir
schon schlimmer. Die Vorgruppe hat kurz vor 9 Uhr Schluß gemacht, dann wurde ab-
und etwas umgebaut.

20.25 Uhr kamen dann die Rhythm Kings, nachdem Rudy, wohl der Betreiber der
Halle, bestimmt Mitte 60, erst einmal eine Rede darüber gehalten hat, wie toll
es doch sei, daß ein Stone in Krefeld wäre. Die Namen der Leute hat er auch
brav von der Eintrittskarte abgelesen und sie so ausgesprochen, wie ein
Krefelder sich englische Namen vorstellt (z. B. Schoschie Fäähm). Lustig bis
peinlich, aber was soll's. Die Band stand derweil links neben der Bühne
hinter der PA und lachte sich einen.

Und dann ging's los. Bill war wesentlich besser drauf als in Hamburg 1998,
er saß nur ganz wenig. Georgie Fame hatte eine absolute Bühnenpräsenz, er
ist noch etwas dünner geworden als auf der letzten Tour, macht aber den
Einpeitscher von links. Gary Brooker war eher zurückhaltend, er hatte ein
paar Probleme mit seinem Equipment, das Keyboard fiel ein paarmal aus, Kabel
mußten ausgetauscht werden etc. Nur bei Little Queenie war er in Höchstform.
Bill spielte eher zurückhaltend und banddienlich, keine Eskapaden. Martin
Taylor ist ein toller Gitarrist, was der so an Soli drauf hatte auf seiner
akustisch-elektrischen Gitarre mit nur einem Pickup war schon toll, sehr
stark jazzig angehaucht. Albert Lee hingegen spielte teilweise "over the
top", selbst Bill und Georgie rollten ab und an die Augen, wenn Albert
wieder mit geschlossenen Augen abtauchte und nicht aufhören wollte. Er grinst auch
immer wie blöd, wenn er so wegspielt, aber das macht er schon seit 30
Jahren.....

Terry Taylor hatte kaum einen großen Auftritt, er spielte im Hintergrund
akustische und elektrische Gitarre, nur ein kleines Solo bei Little Queenie.
Die Bläser haben wieder voll reingehauen, die beiden sind wirklich stark.
Beide spielen mit vollem Einsatz, man kann jede Ader am Hals sehen, wenn sie
sich anspannen. Allerdings wären die fast gegrillt worden. Hinter Ihnen war
nämlich ein Beleuchtungsmast, nur etwa 50 cm entfernt. Wer je vor einem
Bühnenscheinwerfer gestanden hat, weiß, was der so an Power drauf hat. Beim
zweiten Lied gab's von den beiden Bläsern sofort Protest an den Beleuchter
und von da an blieben die Spots aus, leichte Verbrennungen waren wohl schon
da. ;-)

"Melody" wurde angekündigt von Georgie Fame als "Geschrieben von Mick Jagger
und Keith Richards, if you believe that!" und ging gut ab, Beverly und
Georgie schrien sich am Ende dann immer "Beverly" und "Georgie" zu. "Groovin'"
war mir zu laid back, eben nah am Original. "I put a spell on you" war ganz
stark, Beverly kann richtig von tief unten ihre Stimme kommen lassen. Achtet
bei den anderen Konzerten mal drauf, die Frau kann wirklich singen. "Rhythm
Kings" groovte nett vor sich hin.

Nach etwa 75 Minuten war mit "Tear it up", dem Gitarren-Showstück par excellence,
erst einmal Schluß. Aber die Band ging nur von der Bühne und blieb daneben
stehen, also keine Panik. Die erste Zugabe sang dann die zweite Dame aus dem
Background, auch eine Stimme, die es verdient hat, in den Vordergrund
gestellt zu werden.

Danach kam Bill's großer Ansagenteil. Er wollte uns doch wirklich
weismachen, daß er mit den Stones schon mal in Krefeld gespielt habe. Aber
da wir vor lautstark protestierten und "No", "Nö" oder sonstwas meinten,
machte er einen Rückzieher und meinte, daß es dann noch besser sei,
zurückzukommen ;-) So lange wie bei der Ansage habe ich Bill vorher noch nie
bei einem Konzert reden hören. Er hat jeden einzelnen angekündigt und wurde
dann selber natürlich von Gary Brooker vorgestellt. Großer Applaus. Danach
"Little Queenie", dann Schluß.

Und dann passierte es: Natürlich hatten wir vorne mit Kugelschreibern und
Zetteln, Büchern, Covern etc. gewunken. Also versuchte Bill den großen
Schritt über den Monitor hinweg, genau vor uns. Dabei trat er aber leider
dann auf eins von diesen Tischdeckchen, genau an der Tischkante, rutschte ab
und hing dann da, ein Bein auf dem Monitor, ein Bein zwischen Bühne und
Tisch, Schultern und Oberkörper gestützt auf unseren Händen. Sah alles ziemlich
hilflos aus. Neben mir war noch jemand von HighWire mit Freund, zu dritt haben
wir erstmal versucht, Bill vor dem weiteren Absturz zu retten und ihn zu
halten. Aufrichten konnten wir ihn nicht, weil da ja noch das Bein auf dem
Monitor war. Es dauerte gut 20 Sekunden, bis Martin Taylor merkte, daß Bill
das wahrscheinlich nicht als besonderen Gag geplant hatte und ihn zusammen
mit Albert Lee hochzog. Bill meinte, es sei nichts schlimmeres passiert,
setzte sich auf den Monitor und signierte brav, was man ihm hinhielt. Ich
denke schon, daß er einige derbe blaue Flecke haben wird, wenn er also heute
abend humpelt, kennt ihr den Grund. Er grinste jedenfalls brav weiter. Ich
hätte ja auch nie gedacht, daß ich irgendwann mal einen Stone vor dem
Absturz werde retten müssen. :-))

Alles in allem: Tolle Liveband, viel zu sehen, skurrile Umgebung, viel
besser als ein Clubkonzert. Hatte was von einem Schulband-Abend.

Und wenn es dann noch ein Stone ist, der vor einem steht: Ein unvergeßlicher Abend.

Was nochauffiel: Bill hat genau 1 (eine) Zigarette geraucht. Hat er ein Gelübde abgelegt?

Jdel


Setlist:

 

Krefeld war ein netter Abend! Mit einem wie immer stoisch gelangweiltem Onkel Bill; aber alles was recht ist - musikalisch hochwertigem Programm - tolles Zusammenspiel der Musiker - wenn wir ihn mal nicht an seiner Vergangenheit messen - war es ein gelungenes Konzert.

 

Gespielte Titel

 

01. Let the good times (G)

02. Walkin one + only (G)
03. Jitterburg boogie (C)
04. Groovin (D)
05. Melody (G)
06. Jumping jive (Bb)
07. Rhythm King (C)

08. Lead me to the water (D),

09. Put a spell on ((GMinor)
10. Anyway the wind...
11. Mood swing (A)
12. Baby workout (Ab)
13. Mystery Train (E)
14. I´ll be satisfied (F)
15. Tear it up (E-F)
 

Zugaben

 

16. Hello little boy (B)
17. Little Queenie (A)

 


 

Bericht von der Empore

 

 

 

Nachdem ich gestern mitten in der Nacht die Setliste durchgegeben habe, heute noch einmal ein paar Sätze zum Konzert. Die Setliste ist deshalb komplett, weil wir in einem viel zu kleinen Saal rechtzeitig auf die Empore gekommen sind.Nach dem Verrücken der Lautsprecher hatten wir einen tollen Blick auf
die Bühne und die drei Monitore, auf denen der Text für die alten Herren
gescrollt wurde. Das Repertoire umfasst 30 Titel - zumindest waren diese
bis Titel 30 auf dem Monitor zu erkennen. 


Nochmal: zu Beginn solltet ihr die live CD kaufen, wenn ihr sie unbedingt braucht. Die Qualität wird wohl erste Sahne sein. Begebenheit am Rande: auf der Empore sind uns zwei Herren (Managertyp) - gut gekleidet, mit entsprechendem Aktenköfferchen aufgefallen, die die Setliste schon in der Hand hatten und beim Bier anscheinend geschäftliche Dinge besprachen. Garry Broker und Martin Taylor würde ich im nachhinein sagen. Allen Ernstes im normalen Outfit, zwei Meter von dir entfernt erkennst du (ich jedenfalls) den Brooker nicht. Und zwar deshalb nicht, weil du ihn an dem Ort natürlich nicht erwartest.

Ansonsten zum Konzert:
Nach anfänglichem Jubel um Wyman wurde es ein wenig ruhiger im Saal.
Diese typische Rockkonzert Stimmung kam nicht auf - eher verhaltener
Beifall und Jazzstimmung.

"Jitterburg Boogie" mit dem Solo von Lee. "Melody" (Git.Solo von Taylor) von Beverley Skeete toll interpretiert. "Lead me to the water" - reggae-gospelmäßig mit einer tollen Saxophon Leistung. "I put a spell on you" - Frank Mead + Nick Payn an den Sax´s, Taylor mit der Solo Gitarre.
"Tear it up" mit Git.Duett (Highlight) von Lee und Tylor und als Rausschmeisser dann Little Queenie. 


Ach ja Bill fiel beim Abgang - er beugte sich vornüber um Autogramme zu geben- kurz von der Bühne, über einen Monitorlautsprecher in das Publikum hinein, für die Fans: Der Star zum anfassen!!! Ich hab es mal fotografisch festgehalten um die Publikumsnähe (!) von Bill zu dokumentieren.


Ein netter Abend - könnt ihr euch, solltet ihr euch anhören, wenn ihr dann nach einigen Minuten mal vergesst, dass da eigentlich ein Ex-Stone auf der Buehne steht, der zum Teil eine Menge dummes Zeug geredet hat. Was bleibt: ein
tolles Musiker Projekt von Wyman initiiert ohne Stars!


PS: es gab keinen Ordnungsdienst, getaped wurde natürlich auch von
einigen Besuchern. Wenn die Fotos was geworden sind, mail ich die mal
rüber. Hatte Leider keine Zoom Kamera dabei!


Peter

 

Und hier sind die Fotos:

(copyright by Peter Joelten)

 

Bill1.jpg (310702 Byte) Bill2.jpg (388921 Byte) Finale.jpg (386138 Byte)
 

Sturz.jpg (233813 Byte)

Für das geübte Auge schnell und leicht zu erkennen: Bill mit Weste liegt in der Mitte!

Hier der vergrösserte Ausschnitt:

Sturz.jpg (233813 Byte)

 


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